Urlaubsreif

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Urlaubsreif

Für mich, wie wunderbar,
ist es eben die längste,
aber letzte Stunde hier
vor Arbeitsschluß,
des Nachmittags um vier.

Noch sitz' ich hier und denke mir:

Der Countdown läuft!
Gedanklich habe ich schon abgehoben,
dank Fernweh, welches sich angehäuft.
Ich bin gar nicht mehr richtig hier,
im Alltagsleben fast ersäuft,
weil im Geiste,
welche Wonne,
ich längst fortgeflogen,
weit weg, gen Süden,
in die warme Sonne.

Was soll jetzt noch
dieses Maloch',
der ganze Streß?
Ich mache Zigarettenpause.
Die Arbeit läuft nicht weg.
Ich sehe auf die Uhr:
Zehn Minuten sind es noch,
dann ist der blaue Dunst verzogen
und ich bin auf dem Weg nach Haus.
Der letzte Arbeitstag ist aus.

Rasch pack' ich meine Siebensachen
für zwei Wochen ein
und reise ab,
schön "vorgeröstet" durch das Solarium.
Verdammt nochmal, die Zeit ist wieder knapp!
Über den Wolken dann denke ich an alle Lieben,
die darunter, ganz egal,
müde oder munter, daheim geblieben,
sinnvoll, nützlich weiterschuften.


Was kann es denn schöneres geben,
welch ein Glück, als wenn man reif ist durch ein Jahr:
Für die Insel!

Ach, wie wunderbar.
Am liebsten käme ich
nicht mehr zurück
aus dem Sommerland,
der traumhaften Karibik.
Dort könnt' ich endlich malen,
schreiben, mich erholen,
oder alles mitnehmen,
was so angeboten,
es auskosten, bis zur Neige.
Ich würde mir in jener Welt
mit netten Leuten gern und oft
die lange Zeit vertreiben,
nicht nur wo am Strand und unverhofft.

Naja, zum Auskosten und Tollen
bin ich sicherlich zu alt
und viel zu feige.
Das süße Leben kostet schließlich auch viel Geld.
Mir geht schon jetzt, oje,
recht bald die Luft aus -
ganz allgemein und auch im Portemonnaie.

Bevor ich also platt und pleite,
leer mich fühle, suche ich
zweimal im Jahr das Weite:
Einmal hin und ab zurück.
Kurz vor dem Zusammen - klapp'
nach ungewohntem Urlaubsglück,
fliege ich nach Haus,
in mein Büro zurück,
wo ich mich sodann
im alten Trott, noch etwas schlapp,
vom Urlaubsstreß erholen kann.

Zum Feierabend seh' ich mir dann
die tollen Ferienbilder an.
Mein Urlaub, er ist aus.
Was sind die Kollegen froh!
Ich s-i-tze mich wieder alle Tage durch mit ihnen,
durch die produktive Zeit - ähnlich den Bienen -
und so manche Arbeitsstunde,
bis zur nächsten Reife
für die Insel
und die neue Urlaubsrunde,
auch in meiner Tasche.
Und dann: Von vorn,
ans Meer, nach der alten Masche...

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