Scheißköter

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Scheißköter

Hallo!
Darf ich mich vorstellen?
Ich bin "Scheißköter"...


In meinen jungen Jahren hatte ich noch einen anderen Namen.
Das ist schon lange her, ein halbes Hundeleben oder so.
Was bin ich froh!
Man hat mich einst irgendwo in einem Wald vergessen,
im Lande Hessen,
ich weiß es nicht mehr so genau.
Zwar roch es dort unbekannt, jedoch sehr interessant.
Den ganzen Tag bin ich gerast, herumgerannt im fremden Forst.

Ich jagte und tobte einige Stunden,
bis kurz vor der Nacht.

Auf der Straße hat man mich aufgelesen, halbtot, weil umgefahren.
Jemand gab da wohl nicht acht ...
Meine Familie habe ich nicht mehr gefunden,
oder sie mich nicht, jedenfalls habe ich fast ein ganzes Jahr
unter vielen Verwandten in einem Tierheim verbracht.
Dort hatte man mich Tag und Nacht
gehegt und bald gesundgepflegt.
Mir wurde da schnell klar,
ein rechtes Zuhause ist es trotzdem nicht - ganz klar.
Meine Freiheit habe ich sehr vermisst,
weil das Tierheim immer nur Notlösung ist.

Endlich, eines Tages war's vorbei, das Warten und die Einsitzerei.
Seit etlichen Jahren
bin ich jetzt schon bei meiner neuen Familie, zum Leben und zum Spielen.
Die finde ich wunderbar, und sie auch mich. Das ist schön. Ich habe von ihnen viel Gutes erfahren.

Mein Herrchen arbeitet sogar für mich mit, den ganzen Tag.
Er ist was Höheres am Bau.
Was ich mit ihm am allermeisten mag,
ist, wenn ich ihn begleiten darf zur Jagd,
einmal im Jahr, und Herrchen zu mir sagt:
"Los, Guter, stell die Sau!"
Meinem Frauchen fehlt dafür der Sinn. Sie ist lieber eine Hausfrau.
Darum hat sie mehr Zeit für mich und kann viel mit mir spazieren gehen.
Mit dem Sohnemann der zwei, diesem alten Racker,
spielt es sich nicht schlecht.
Nur eins stört mich dabei, echt:
Er nennt mich dauernd "Kacker"!
Na ja, ich werde nicht gefragt und weiß ja, wer es zu mir sagt.
Er bringt mir manches gute Stück
zum Fressen mit. Solang's mir schmeckt, da hat er Glück,
ist der "Kacker" mir egal.

Ich bin Nachbars Scheißköter und eigentlich ein liebes Tier,
langgestreckt, auf kurzen Beinen.
Mein Fell ist etwas rauh. Sehr aufmerksam bin ich ,
wachsam, eher mehr gut gelaunt und lebensfroh,
na, meistens eben so:
Klein, aber oho!

Letzteres heißt schlau - das jedenfalls im eigenen Revier und sowieso in Frauchens Nähe. Mir
entgeht da nichts, das sag ich dir. Einen aber gibt es hier, den ich überhaupt nicht mag: unseren
Nachbarn.
Mein Frauchen nennt ihn "Blöder Sack".
Wenn ich den schon von weitem merke, so wie heute, geht der mir auf denselben.

Er geht mir auf den Riecher. Der ärgert sich den ganzen Tag und "bellt" ja noch viel mehr als ich. Auch meine Freunde mag er nicht. Die beschimpft er: "Doofe Viecher"
Dabei geht den meine Meute gar nichts an. Dafür hat er doch seine Frau, und dann, es ist ein Hohn ? und bestimmt nicht wahr, was der sich denkt, der "Blöde Sack". Er würde alles in die Wege leiten.

So sagt er jeden Tag, daß er der Herr, Oberster und Rudelführer wär'. Was er will, denkt der, wird gemacht. Das wäre ja gelacht! Wo käm' ich dabei hin? Herrchen betont es alle Tage, daß ich nicht Nachbars Dackel bin! Mein Frauchen flüstert mir ins Ohr, er hätt' sie nicht mehr alle, dem Nachbarn fehlt es irgendwo.
Sie hat es gut erkannt. Ich denke ebenso.
Seit neuestem sammelt dieser Mensch Beweise und schreit nach der Polizei. Wer weiß, vielleicht bringt er denen auch noch Scheiße?
Die gönn' ich ihm, ich bin so frei.
Frauchen sagt, er hätte keinen Humor, und ihm fehle jeglicher Hundeverstand, ist nur ein grober Klotz und stur.
Ich finde ihn nur greulich.

Stell dir vor, erst neulich kam er mit der Gartenschlange an, dem Wasserschlauch, und verfolgte mich, obwohl er weiß, daß ich das Ding nicht leiden kann, wie ich es hass'.

Trotzdem spritzt er über den Zaun mich immer wieder naß, ich sage dir, das stört mich sehr.
Im Garten und ums Haus legt er seit gestern feine Happen aus. Heute früh um sieben ist mein bester Freund daran verschieden.

Von seinem Katzenvieh hab ich auch schon längst die Nase voll, und wie.
Sie stinken mir, das muß ich sagen. Die sind für mich als Hund ein ganz besonderer Fall.
Mich, den mittelalten Dackel stören sie und rauben mir den Frieden, meine Harmonie. Irgendwie sind sie mir wo nicht einerlei.

Nur, ich erwisch es nie das verhasste Katzenvieh. Es schleicht sich verstohlen auf leisen Pfoten an, heimlich hinter unser Haus. Da steht ein Schild, auf welches Herrchen schrieb: "Das Betreten ist verboten!"

Dort scheißen sich die Katzen aus, na ja, kommt Herrchen heim, zur Abendstunde, macht ihm der Nachbar klar: "Nö nö, das ist von ihrem Hunde!"
Aus Nachbars Sicht sieht sowieso alles anders aus. Dabei ist unsere Wiese eigentlich kein Katzenklo.

Manche Tage sind für mich schon eine Hundeplage und wie im Irrenhaus.
Oft halte ich das nicht mehr aus, gehe zur Tür und denke mir, heute nehme ich lieber wiedermal Reißaus. Auf meinem Wege dann beschimpfen mich andere: "Es gibt viel zu viele Streuner in unserem Lande" und warum dieses Vieh nicht wer ausrotten kann.


Mein Frauchen ist das Beste, was ich kenne auf zwei Beinen hier. Der Nachbar nennt sie vielmals "Dumme Henne."
Dabei ist sie kein Tier.
Er scharrt selber wie besessen, den lieben langen Tag, wie das Federvieh im Dreck, in seinem Revier herum und hackt und gräbt und setzt und sät in einer Tour, von früh bis spät.

Der pflanzt sich lauter Essen an. Ich glaube, er denkt nur an Fressen.
Eben tobe ich mit meiner Meute durch den Ort. Mich grüßen fremde Leute. Sie rufen mir "Scheißköter" hinterher. Ich wundere mich sehr, woher die mich kennen. Naja, ich zieh nun Leine, renne nach Haus.

Mir knurrt der Bauch,Tschüß, ich mach mich auf die Beine.
Sicher ist sie längst vorbei, daheim die dumme Streiterei, wetten?
Egal, wie dem auch sei, es güßt euch alle, besonders die ganz Netten,

die Racker und die anderen Kacker, den blöden Sack und Co und alle dummen Hennen sowieso und die Streuner, diese doofen Viecher, so wie ich, auch jede blöde Sau und natürlich, wenn es geht, die Solidarität. Sie lebe hoch, wie nie, für jedes arme Vieh.
Wuff, wuff, jawau!!!

Herzlichst, auch euer Scheißköter

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