Canapee-Gedanken

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Canapee-Gedanken

Ich liege auf meinem bequemen
alten Canapee,
geerbt von Großmama,
und wandere gedanklich
durch die Vergangenheit - ach ja -
bei einer Tasse Tee.

Ich erinnere mich an meine Jugendzeit,
als wir fast noch Kinder waren,
die alten Freunde und ich.
Wir hungerten nach Leben
voller Illusion.
Wir waren sicherlich nicht dumm,
nur lebensunerfahren,
als wir sehr stolz in Röhrenhosen gingen,
die fast schon aus den Nähten krachten.
Ich weiß noch,
wie es damals war,
als wir beim Schwoofen
unsere bunten Petticoats zum Schwingen brachten,
auch die ersten Zigartetten rauchten,
heimlich Alkohol genossen und
wie plötzlich junge Frauen die Antibabypille brauchten.

In den jungen Herzen war es Mai.
Wir gingen Hand in Hand mit unserer ersten Liebe.
Wir lasen gern in der "Bravo",
lieber hinter'm Haus, so allerlei
und diskutierten stundenlang darüber.
Was himmelten wir seinerzeit unsere Idole an
- genau wie die Jugend heute -
und schnitten sie als lebensgroßen Starschnitt aus.

Conny und Peter waren "in"
und Freddy Quinn
im Heimatfilm, neben manchem anderen Star.
Die Musikboxen spielten Tag und Nacht.
Vielen gefiel noch Elvis wunderbar,
der King of Rock'n'Roll.
Die Beatles kamen auf
und Massenhysterie für sie.
Die Haarpracht trug man hochmodern
wie nie,
als Pilzkopf, einfach länger.
Wir standen drauf und auf die BeeGees,
die Lords, Mamas & Papas
und wie sie alle hießen.
Die Rolling Stones fanden wir sehr toll
zum schaurig - schön genießen.
Im Lande fing ein allgemeiner
Umbruch an,
begannen Demonstrationen:

Die Jugend rebellierte,
weit und breit in jener Zeit.
Es wurde schwer Krawall gemacht,
im Kampf der Generationen,
politisch auch nicht nur am Rande.
Bald kam die Flower - Power - Welle aus den USA.
An mancher Hauswand stand zu lesen:

"Macht Liebe - nicht Krieg!"
Jaja, wie wahr.

Es wäre so schön gewesen.
Unsere Eltern sahen's kritisch,
fanden das nicht gut,
nannten's eine Affenschande.
Wir waren von allem Neuen
in diesen Jahren,
jeder auf seine Weise,
sehr angetan.

Tranken am liebsten Coca-Cola,
bestimmt Unmengen, eimerweise.
Mancher ging - benommen -
auf seine erste Bewußtseinsreise,
dank Haschisch und Kokain.
Viele kamen nicht mehr zurück,
nie wieder,
sind einfach irgendwo für sich, verkommen.
Sie verließen diese Welt, im vermeintlich "coolen" Drogenglück.
Sogar bis Indien führte mancher Trip.
Ich glaube, jener Ort nannte sich Poona.
Es kann ja sein,
jene neuen Brüder,
gingen dort ins Nirvana ein.

Nicht ungern denke ich heute an die erste Fahrt
- jaja, mit Gerhard,
im Auto, von VW, seines Herrn Papa.
zum ersten mal ging es allein
zu zwei'n - Hurra -
auf Spritzfahrt ins Umland
und weiter weg sogar ,
ganz ohne Führerschein.
Ich fand es damals cool, na klar.
Von San Francisco - welche Wonne -
träumten wir, wie viele,
vom einfachen Leben irgendwo,
in Liebe und in Frieden,
am fernen Ziele in der Sonne.

Alle sollten Gleichgesinnte, Schwestern, Brüder werden
auf der ganzen Welt.
Leider, muß ich sagen,
hat sich unser Traum aus den alten Tagen
doch nicht erfüllt, noch nirgendwo auf Erden.
Wir wurden selber alt,
einige noch älter, ach wie wahr,
denn mancher alten Pfeife
mangelt es bis heute
an der gewissen Reife -
die jeder Jugend ja sooooo fehlt.
Spät bereut wer dann:

Daß er die Dummheiten,
welche er immer machen wollte ,
selbst nicht mehr machen kann.

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